Das Skapulier und Fatima – ein kleines Zeugnis für das große Wirken Mariens

Das lateinische Wort „scapula“ heißt „Schulter“. Zum einen bezeichnet das Skapulier einen Teil der katholischen Ordenstracht und zwar einen über Schultern, Brust und oberen Rückenbereich fallenden Überwurf. Häufig werden mit dem Wort „Skapulier“ aber auch ein oder zwei kleine Stoffstücke bezeichnet, die ähnlich einer Halskette getragen werden.

Im Jahr 2010 machten wir eine Pilgerreise ins Heilige Land. Das letzte Ziel unserer Wallfahrt war das Heiligtum Stella Maris auf dem Berge Karmel nahe Haifa.

Von unserem Pilgerführer erfuhren wir, dass die Geschichte des Karmel eng verbunden ist mit der Gestalt des Propheten Elija, der im 9. Jahrhundert v. Chr. lebte.

Über einer Grotte, die an den Aufenthalt des Elias erinnert, wurde zwischen 1827 und 1836 das Kloster Stella Maris errichtet, das auf dem Berg liegt und einen wunderbaren Blick auf die Bucht von Haifa gewährt.

Nachdem wir uns an dem wunderbaren Meeresblick satt gesehen hatten, waren wir zunächst in der Grotte des Elija. Anschließend besuchten wir Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel. Natürlich sahen wir auch die Skapuliere, die sie und das göttliche Kind in der Hand halten.

„Auf dem Berg Karmel“ in Regensburg

Bald darauf kam eine alte Dame aus unserem Bekanntenkreis ins Altenheim Maria vom Karmel in Regensburg, das sie sich schon in guten Zeiten zum Altersruheplatz erwählt hatte. Da sie sich dem Karmel und der Karmelspiritualität sehr verbunden fühlte, war es ihr ein dringender Wunsch, sich mit dem Skapulier bekleiden zu lassen. Mit welcher Freude trug sie das „Kleid“ der Muttergottes! Als dann die Kräfte schwanden und die Demenz einsetzte, konnten wir sie stets aufhellen, wenn wir ihr sagten: „Du bist im Haus Maria vom Karmel, du bist der Muttergottes geweiht.“ Bis sie schließlich ruhig in den Frieden und die Freude Gottes eingehen konnte – unter dem besonderen Schutzmantel der Muttergottes.

Im letzten Jahr durften wir dabei sein, als jemand in den dritten Orden des Karmel aufgenommen wurde: Und wieder wurde ganz feierlich das Skapulier überreicht.

Trotzdem war für uns die Zeit offenbar noch nicht reif für das Skapulier, noch nicht einmal, um uns mit dem Skapulier näher zu beschäftigen.

Das änderte sich, als wir im Oktober des vergangenen Jahres in der Alten Kapelle das Rosenkranzfest feierten. Im Anschluss an die Hl. Messe hatten die Gläubigen Gelegenheit, sich von Domvikar Monsignore Georg Schwager, dem ehemaligen Schriftleiter des „Bote von Fatima“, das Skapulier auflegen zu lassen. Ehrlich gesagt: Ich wollte eigentlich gar kein Skapulier tragen. Aber scheinbar war es der Wunsch der Muttergottes. Tatsächlich war ich schon im Gehen, aber ich musste zurück, um meine Mütze zu holen. Und dann hat die Muttergottes es geschafft; sie muss mich gleichzeitig gezogen und geschoben haben – hin zum Skapulier. „Also gut“, so sagte ich zu ihr, „dann tue ich dir den ‚Gefallen‘ und trage das Skapulier bis zum Fatima-Tag“ (13. Oktober 2017). Es ist klar, wie die Sache ausgegangen ist. Die Muttergottes hat gewonnen. Sie hat mich mit ihrem „Kleid“, dem Skapulier beglückt. Natürlich ist sie diejenige, die mir einen „Gefallen“ getan hat. Und sie hat mich angeregt, mich mit dem Skapulier näher zu befassen.

Eine kurze Geschichte des Skapuliers

Das Skapulier verspricht demjenigen, der es fromm trägt, die Hilfe, bis zum Tode im Guten ausharren zu können und so von den Strafen des Fegefeuers befreit zu werden.

Der Beginn dieser Verehrung geht auf das Jahr 1251 zurück. Einer alten Niederschrift zufolge hat ein gewisser Simon Stock, der damalige General-Prior der Karmeliten von England, die Muttergottes vom Karmel um Hilfe angefleht, als der Orden in großer Bedrängnis war.

Als Antwort auf sein Gebet erschien ihm die Muttergottes, die in der Hand das Skapulier trug und ihm sagte: „Das ist ein Privileg für dich und alle die deinen; wer es bei seinem Tode trägt, wird gerettet werden.“

Ein weiteres Privileg, das unter dem Namen »Samstagsprivileg« bekannt ist, wurde vom Heiligen Stuhl im Jahr 1613 festgelegt. Es besagt, dass diejenigen, die das Skapulier tragen und ein gottgefälliges Leben führen, sich des besonderen Schutzes der Muttergottes sicher sein können. Nach ihrem Tode würden sie am darauf folgenden Samstag, dem Tag, der besonders der Muttergottes geweiht ist, in den Himmel aufgenommen.

Weil die Muttergottes möchte, dass ihre Kinder in die Seligkeit des Himmels eingehen, hat sie uns das Skapulier geschenkt – als Gewand des Heils, als eine Art geistlichen Panzer und Schild, als Hülle der Unschuld, die sie über uns breitet, um uns zu helfen, die Sünde zu meiden und unter der Führung des Heiligen Geistes Jesus nachzufolgen.

Der heilige Johannes Paul II., der selbst von Jugend an das Skapulier getragen hat, äußerte sich über den religiösen Wert dieser Gewohnheit:

Zwei Wahrheiten werden also im Skapulier offenbar: einmal der beständige Schutz der seligsten Jungfrau Maria nicht nur auf dem ganzen Lebensweg, sondern auch im Augenblick des Eingangs in die Fülle der ewigen Herrlichkeit; zum zweiten das Bewusstsein, dass ihre Verehrung nicht auf Gebete und Ehrenbezeigungen bei gewissen Anlässen zu beschränken ist, sondern ein »Habit« sein soll, das heißt ein immerwährendes Kennzeichen der eigenen christlichen Lebensführung, die von Gebet und Innerlichkeit, vom häufigen Sakramentenempfang und der konkreten Übung der geistlichen und leiblichen Werke der Barmherzigkeit geprägt ist. Auf diese Weise wird das Skapulier Zeichen des »Bundes« und der beiderseitigen Gemeinschaft zwischen Maria und den Gläubigen. Denn es übersetzt konkret den Auftrag Jesu am Kreuz, den er Johannes und durch ihn uns allen hinsichtlich seiner Mutter gab, und wo er den Lieblingsjünger und uns ihr, unserer geistlichen Mutter, anvertraut hat“ (Hl. Johannes Paul II., Botschaft an den Karmelitenorden, 25.03.2001).

Das Skapulier und Fatima

Bei meinen Recherchen über das Skapulier stieß ich auch auf die Botschaft von Fatima. Über die letzte Erscheinung der Muttergottes in Fatima am 13. Oktober 1917 wird berichtet: „Die Kinder hatten während des Sonnenwunders noch ein anderes Erlebnis: Nachdem die Liebe Frau entschwunden war, schauten sie Maria rechts der Sonne in weißem Gewand und blauem Mantel, den heiligen Josef (Maria hatte sein Kommen am 13.09.1917 versprochen) links der Sonne mit dem Jesuskind auf den Armen, das die Welt segnete. Beide waren mit einem hellroten Gewand bekleidet. Dann sahen die Kinder Maria noch als Schmerzensmutter (aber ohne Schwert in der Brust) und als ‚Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel‘. Nach dieser Vision konnten die Hirtenkinder auch das Sonnenwunder schauen“ (Fatima-Weltapostolat Deutschland).

Als Schwester Lucia befragt wurde (1950), warum denn Maria bei ihrer letzten Erscheinung in Fatima als Muttergottes vom Berge Karmel erschienen war, sagte sie: „Maria wollte dadurch ihren Wunsch bekunden, dass alle Menschen das Skapulier als Zeichen ihrer Weihe an Ihr Unbeflecktes Herz tragen.“

Wir möchten anregen und ermutigen, sich mit dem Skapulier zu beschäftigen, das die Päpste immer wieder empfohlen und das so viele Heilige getragen haben. Möge die Vision der Kinder von Fatima für uns Anlass sein, uns mit dem „Kleid“ der Muttergottes bekleiden zu lassen und uns ihr rückhaltlos anzuvertrauen.

Übrigens: Das Skapulier kann man sich in jedem Karmeliten-Kloster auflegen lassen. (Wer mehr über das Skapulier und seinen Hintergrund erfahren möchte, dem sei folgendes Büchlein vom Provinzialat der Karmeliten in Linz empfohlen: „Das Skapulier“ – Mit Maria im Geist des Karmel leben, ISBN: 3-901 797-13-0).

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