August 2018

„Er suchte den Frieden und fand ihn in Gott“

Der selige Kaiser Karl von Österreich und die Gottesmutter

Bei der Festmesse zur Jahreswallfahrt der Kaiser Karl Gebetsliga für den Völkerfrieden im April 2018 im oberpfälzischen Oberviechtach (Bistum Regensburg) stellte der ehemalige Augsburger Bischof Dr. Walter Mixa in einer bewegenden Predigt den Seligen Kaiser Karl von Österreich (1887-1922) als einen gläubigen Herrscher und vorbildlichen Familienvater vor.

Am 3. Oktober 2004 wurde Karl von Österreich in Rom zur Ehre der Altäre erhoben. In Anwesenheit von mehr als 500 Mitgliedern des Hauses Habsburg und tausender Pilger sprach Papst Johannes Paul II. ihn mit vier weiteren Dienern Gottes selig. Der Heilige Vater hatte selbst einen sehr persönlichen Bezug zu Alt-Österreich, war doch sein Vater Karol Wojtyła K.u.K-Unteroffizier gewesen und seine Geburtsstadt Wadowice bis 1918 Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Wer war dieser Kaiser Karl I. von Österreich überhaupt?

Geboren wurde er am 17. August 1887 auf Schloß Persenbeug in Niederösterreich. Damals war noch nicht abzusehen, dass er einmal Kaiser von Österreich werden sollte. Durch zwei tragische Tode rückte er in der Thronfolge auf Platz eins, und als 1916 sein Großonkel Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916) nach 68jähriger Regierungszeit starb, war der Sohn des lebensfrohen Erzherzogs Otto von Österreich und der frommen Prinzessin Maria Josepha von Sachsen Herrscher eines Reiches mit über 51 Millionen Untertanen, die sich in mehr als zehn Sprachen verständigten. Er selbst hatte 1911 in einer Liebesheirat Prinzessin Zita von Bourbon-Parma geheiratet, die ihm in knapp elf Ehejahren acht Kinder schenken sollte. Sein ältester Sohn und Erbe war der Europapolitiker Dr. Otto von Habsburg (1912 -2011). Mitten im Ersten Weltkrieg trat Karl die Nachfolge seines Großonkels an, wobei er von vornherein darum bemüht gewesen ist, dem sinnlosen Töten ein Ende zu bereiten. Seine verschiedenen Friedensbemühungen scheiterten leider alle. Im Jahre 1918 trat er von der Ausübung der Regierungsgeschäfte zurück, machte zwei Restaurationsversuche in Ungarn, dessen gekrönter König er war und starb 1922, am 1. April, im Exil auf der portugiesischen Azoreninsel Madeira in der Stadt Funchal. Seine Ehefrau Kaiserin und Königin Zita überlebte ihn um 67 Jahre; sie wurde 1989 an seinem Sterbetag in der Wiener Kaisergruft beisetzt.

Der Seligsprechungsprozess für Karl von Österreich fand seinen Abschluss mit der feierlichen Verkündigung am 3. Oktober 2004 auf dem Petersplatz in Rom. Kaiser Karls Gedenktag ist der 21. Oktober, der Tag seiner Hochzeit mit Prinzessin Zita von Bourbon-Parma. Vielfältig und zahlreich sind die Veröffentlichungen zur Person – besonders hervorzuheben wären die Werke von Eva Demmerle, der langjährigen Mitarbeiterin Erzherzog Ottos.

Des Kaisers Liebe zur Gottesmutter

Im Hause Österreich wurde der Gottesmutter Maria seit Jahrhunderten immer schon große Verehrung zuteil. Da muss als erstes der Wallfahrtsort Maria Zell genannt werden, wo die „Magna Mater Austriae, Magna Domina Hungarorum et Alma Mater gentium Slavorum“ („Große Mutter Österreichs, Große Frau der Ungarn und Selige Mutter der slawischen Völker“) verehrt wird. Aber auch das Gnadenbild „Maria mit dem geneigten Haupt“ im Karmelitenkloster Wien-Döbling und das Gnadenbild der „Madonna von Pötsch“, das sowohl im Wiener Stephansdom als auch im ungarischen Wallfahrtsort Mariápócs verehrt wird, müssen in diesem Zusammenhang genannt werden.

Der junge Erzherzog wurde sehr durch die tiefe Frömmigkeit seiner Mutter geprägt, die ihm auch die Liebe zur Gottesmutter ans Herz legte. Als er als Kind beim Spiel einmal versehentlich einen Ast an ein Marienbild warf, war er untröstlich und kümmerte sich seitdem rührend um den das Bildnis ergänzenden Blumenschmuck. Alle entscheidenden Ereignisse seines Lebens, so bemerkte es der spätere Kaiser selbst, fanden an einem Samstag, dem Marientag statt. Als junger Offizier ließ er in seinen Säbel folgenden Spruch eingravieren: „Sub tuum præsidium confugimus, sancta Dei Genitrix“ – „Unter deinen Schutz flüchten wir, heilige Mutter Gottes“.

Auch als Kaiser besuchte er jeden Tag die Hl. Messe, empfing dabei auch die Kommunion, betete eifrig den Rosenkranz und besuchte gern jene Wallfahrtsorte, die der Gottesmutter geweiht waren. Im Schweizer Exil pilgerte er und seine Familie des Öfteren nach Maria Einsiedeln. Sein Leib fand seine letzte Ruhestätte in der Marienwallfahrtkirche „Nossa Señhora do Monte“ – „Unsere Liebe Frau vom Berg“ in Funchal auf Madeira, sein Herz und das seiner Gemahlin, der Dienerin Gottes, Kaiserin und Königin Zita, ruhen seit deren Tod 1989 in der Lorettokapelle des Klosters Muri in der Schweiz, das die Habsburger 1027 gegründet hatten.

Auch heute noch ist diese Liebe zur Gottesmutter in seiner großen Nachkommenschar äußerst lebendig. Bei der Hochzeit seines Sohnes Otto 1951 wurde eine Kopie des Mariazeller Gnadenbildes eigens nach Nancy in Lothringen gebracht, 25 Jahre später konnten er und seine Gemahlin Regina dort ihre Silberne Hochzeit feiern. Auch Sohn Karl (*1961) heiratet in Mariazell. Und als im Jahre 2011 Familie und Getreue die nächtlichen Totenwachen bei Erzherzog Otto in der kleinen Dorfkirche in Pöcking hielten, wurde so manches Mal das „Segne Du Maria“ oder das „Salve, Regina, mater misericordiae“ angestimmt. Maria, Patronin des Hauses Österreich, bitte für uns!

Bild links: In der Wiener Kapuzinergruft erinnert in der Gruftkapelle, in der auch die letzte Kaiserin und einer ihrer Söhne beigesetzt ist, eine Büste an den Seligen Kaiser Karl aus dem Hause Österreich.

Bild rechts: Grabkapelle des seligen Kaisers in der Wallfahrtskirche „Nossa Señhora do Monte“ in Funchal auf Madeira.

Bilder: Carl Prämaßing

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